Nonstop über den Rennsteig


„Die Idee war schon lange im Kopf gewesen, den Rennsteig von Hörschel nach Blankenstein an einem Stück mit dem Mountainbike zu fahren, aber so richtig getraut haben wir es uns bisher noch nicht“, erzählen Anita und Martin Paulusch, die beiden Trainer der MTB-Kids vom TV Redwitz. Vom Mittellauf der Werra bis zum Oberlauf der Saale zieht sich der Rennsteig als Höhenweg über den Kamm des Thüringer Waldes und des angrenzenden Thüringer Schiefergebirges, bis in den nördlichen Frankenwald. Dabei sind, je nachdem ob man den Rad- oder Wanderweg nutzt, knapp 3300Hm und etwa 175 Km zurück zu legen.
Zur Vorbereitung auf ein 12h-Rennen am kommenden Samstag in Schnaittach, wo beide als Einzelstarter antreten und für die 24h-WM im August in Sulzbach-Rosenberg, bei der sie 2012 im 2er-mixed den 3. Platz belegten, war jetzt der Zeitpunkt gekommen. DieWettervorhersage für den letzten Freitag im Juni war bestens und so sollte es dann auch kommen.
Aus dem Duo wurde am späten Donnerstagabend noch ein Trio. Klaus Hatzold, ein Betreuer der MTB-Kids, der auch bei den beiden Großereignissen in einem 4er-Team teilnimmt, entschloss sich kurzerhand das Projekt „Rennsteig“ mit anzugreifen.
Am Freitagmorgen um 03:30 Uhr wurden die drei von Harald Heinel per Auto nach Hörschel bei Eisenach gefahren. Kurz vor 6 Uhr – noch schnell ein Bild vor dem Start und einen kleinen Stein aus der Werra gefischt, den man traditionell am Ende der Tour in Blankenstein in die Saale schmeißt. Auf den ersten 33 Kilometern bis zum Inselsberg (916m), dem vierthöchsten Berg Thüringens, sind ca. 1200Hm zu überwinden und laut Tourenbeschreibungen aus dem Internet, sollte man mit der etwas kräftesparenden Variante auf dem Radweg beginnen.
„Wir entschlossen uns aber dazu, soviel Originalweg wie möglich einzubauen, wollten wir doch den wohl schönsten Höhenweg Deutschlands auf dem Ursprungspfad bewältigen“, gibt Anita von sich. „Hier geht’s nur rauf oder runter, was anderes gibt es nicht“. Immer wieder bot sich ein Blick auf die Wartburg und der herrlichen Landschaft des Thüringer Waldes an.
Der Weg führte die drei Biker weiter Richtung Oberhof, wo nach kurzer Rast und einer Gulaschsuppe der „große Beerberg“, ein erloschener Vulkan mit 983m Höhe und somit der höchste Berg Thüringens, in Angriff genommen wurde. Flowige Trails, Wurzelpassagen, Steintreppen und Wiesentrails wechselten sich bis Masserberg ab, kosteten einige Körner Energie aber bescherten auch jede Menge Fahrspaß. Anspruchsvoll ging es nach einer kleinen Stärkung in der Turmbaude Richtung Neuhaus am Rennsteig. Mit herrlichen Ausblicken, wie z.B. auf das Oberbecken der Talsperre Goldisthal, ließen die 3 gut voran kommen und bald war auch schon der Frankenwald erreicht. 125Km und knapp 3000Hm lagen jetzt schon hinter Ihnen.
„Die restlichen 50Km und 300Hm sollten doch kein Problem mehr darstellen und auf der rechten Pobacke abgefahren werden“, strahlt Klaus, „aber weit gefehlt – das zog sich ewig hin und so viele Wurzeln hab ich selten zuvor gesehen. Der ehemalige Grenzstreifen wurde einige Male gequert und gegen 20:15 Uhr erreichten die drei TVR-ler erschöpft aber überglücklich Blankenstein, den Endpunkt der Tour. Schnell noch den Stein in die Saale geschmissen, einen Energieriegel gegessen, sich gegenseitig zur Rennsteigüberquerung gratuliert und schon ging es weiter, denn der Heimweg durchs Hölletal, Bad Steben, Steinwiesen und Kronach nach Redwitz stand ihnen noch bevor.
Knapp 18 Stunden nach dem Start in Hörschel und 230 holprigen Kilometern mit ca. 3500Hm fuhren die drei kurz vor Mitternacht in Redwitz ein. „Mein Vater hat immer zu mir gesagt – ein Bier musst Du Dir erst verdienen Junge – und recht hatte er damit“, erzählt Martin stolz, als er auf die Leistung anstößt. So gut hat schon lange keins mehr geschmeckt!
Eine Neuauflage ist für 2014 auch schon geplant – dann allerdings soll in Blankenfels Schluss sein.